Dekanat Rodgau

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    Polizeipfarrerin Barbara Görich-Reinel geht in Pension

    Schnittstelle zwischen Staat und Kirche

    Peter BongardPfarrerin Barbara Görich-Reinel war auch als Dozentin für polizeiliche Berufsethik an der Hessischen Hochschule für öffentliche Sicherheit und Management (HöMS) in Mühlheim am Main im Einsatz.

    Die Leitende Polizeipfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau tritt in den Ruhestand. Am Mittwoch, 17. September, wird Barbara Görich-Reinel um 14 Uhr in in einem feierlichen Gottesdienst in der Langener Stadtkirche am Wilhelm-Leuschner-Platz offizell verabschiedet.

    Am 1. Oktober 2025 tritt Pfarrerin Barbara Görich-Reinel in den Ruhestand. Seit 2022 war die 65-Jährige die Leitende Polizeipfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und damit erste Ansprechpartnerin für Behörden wie das Hessische Innenministerium oder das Landespolizeipräsidium in Wiesbaden. Außerdem war sie Mitglied im Vorstand der bundesweiten Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer (KEPP) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

    Schon seit 2014 war Görich-Reinel mit halber Stelle als Polizeiseelsorgerin aktiv. Zusätzlich arbeitete sie von 2018 bis 2022 als Dozentin für polizeiliche Berufsethik an der damaligen Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung, heute Hessische Hochschule für öffentliche Sicherheit und Management (HöMS) in Mühlheim am Main.

    Vor drei Jahren zog sie zurück in ihre Heimatstadt Langen. Am Mittwoch, 17. September, wird die Geistliche im Rahmen eines Gottesdienstes um 14 Uhr in der evangelischen Stadtkirche am Wilhelm-Leuschner-Platz verabschiedet, und der Starkenburger Propst Stephan Arras wird sie von ihrem aktiven Dienst entpflichten. Die Predigt hält sie sie selbst, weitere Mitwirkende sind Oberkirchenrat Pfarrer Dr. Dr. Raimar Kremer als Leiter des Zentrums Seelsorge und Beratung der EKHN, der Polizeibeirat, Freundinnen, Kollegen und Polizeibedienstete.

    Interesse, Solidarität und Distanz

    Das Herzstück ihrer Arbeit benennt sie so: „Die Achtung der Menschen in der Polizei, die Repräsentanz und Vermittlung dessen, dass Gott sie sieht – in aller Verletzlichkeit, in allem Angefochtensein, aber auch bei ihren Erfolgen.“ Und sie ergänzt: „Das Spezifische an unserer Arbeit ist, dass Seelsorge und Ethik hier eng miteinander verwoben sind. Als Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger bringen wir eine besondere Haltung mit: Wir zeigen Interesse, üben Solidarität, wahren dabei aber Distanz.“

    Görich-Reinel wünscht sich einen differenzierteren Blick auf das Vorgehen der Polizistinnen und Polizisten – auch von Seiten ihrer Kirche. „Die Polizei tut Dinge im Namen der Gesellschaft, ist ausdrücklich dazu beauftragt und steht unter besonderer Kontrolle“, erläutert sie.

    Die gemeinsame Arbeit der ökumenischen Polizeiseelsorge habe dazu geführt, „dass sich die Kontakte zur Polizei verdichtet haben“. Die Themen, mit denen sie als Polizeiseelsorgerin konfrontiert wurde, reichten von Krankheit und Krise über Fragen beruflicher Neuorientierung und persönlichen Belastungen bis hin zu privaten Gewalterfahrungen. Auch liturgische Begleitung, beispielsweise das Mitgestalten von Schweigeminuten und Trauerfeiern oder der Segen beim Eintritt in den Ruhestand, waren gefragt. Dazu kamen Fortbildungen und Vorträge sowie gottesdienstliche Formate.

    Blick auf beide Seiten zunutze machen

    Görich-Reinel erklärt, dass das Polizeipfarramt zum Bereich Seelsorge gehöre, aber auch die Diakonie, das Friedenstiftende, das Betriebsseelsorgerische und die gesellschaftliche Verantwortung tangiere. Wichtig ist ihr für die Zukunft „ein tragfähiges Konzept für eine verlässliche und kompetente Polizeiseelsorge“. Da Seelsorge vom Beziehungsgeschehen lebe, müssten „alle Beteiligten gut überlegen, wie sich der kirchliche Dienst für die hessische Polizei weiter gestalten lässt“. Ein weiteres Augenmerk werde auf der innerkirchlichen Kommunikation liegen. Und die Polizeiseelsorge bewege sich „auf der Schnittstelle zwischen Staat und Kirche, von wo aus man einen guten Blick auf beide Seiten hat. Diese besondere Perspektive könnte sich die Kirche öfter zunutze machen“, betont die Geistliche.

    „Für den Erhalt der Demokratie braucht es Vertrauen in die Institutionen und in die Personen, die sie repräsentieren. Das gilt besonders auch für die Polizei“, so Görich-Reinel. Und weiter: „Die evangelische Kirche sollte sich weiterhin in die Gesellschaft einbringen und auch die Polizei nach Kräften unterstützen: mit Verständnis, mit Anteilnahme und mit kritischen Nachfragen. Und die Kirche kann von der Polizei umgekehrt lernen, zum Beispiel Prozesse zu beschleunigen, sich besser schon im Vorhinein auf bestimmte Szenarien einzustellen und den Umgang mit eigenen Fehlern kritisch zu reflektieren.“

    Für sich selbst wünscht sich Barbara Görich-Reinel im Ruhestand Zeit für die Familie und ihre Interessen. Dazu zählen Aufenthalte in Berlin, Reisen nach Frankreich und das Erleben und Genießen der Natur. Zum einen wartet der heimische Garten darauf, dass sie ihm künftig mehr Aufmerksamkeit schenkt. Zum anderen wird die begeisterte Radfahrerin bald noch häufiger auf ihrem analogen Zweirad die Region durchstreifen – wenn sie nicht gerade zu Fuß auf einer Wanderung unterwegs ist. Daneben freut sie sich auf Konzerte des Deutschen Sinfonieorchesters, Ballettaufführungen sowie Museums- und Ausstellungsbesuche. Zudem setzt sie ihre Stimme gerne zum Erhalt der Demokratie ein und hat auch schon eine Idee, wo sie dieses Anliegen demnächst zusammen mit anderen verfolgen kann: Etwa im Chor der „OMAS GEGEN RECHTS“, den die Ortsgruppen Dreieich und Langen gerade gemeinsam aus der Taufe heben.

    Anke Gersie

    Zur Person
    Barbara Görich-Reinel, geboren 1960 in Langen, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes. Nach dem Abitur an der Dreieichschule studierte sie Evangelische Theologie in Mainz, Frankfurt und Marburg. Ihr Vikariat absolvierte sie in Frankfurt-Sindlingen, ab 1988 war sie als Gemeindepfarrerin zunächst in Neu-Isenburg und dann im Frankfurter Stadtteil Bornheim tätig. Von 1993 an lebte sie in Gießen, wo sie acht Jahre lang als Krankenhausseelsorgerin arbeitete und über eineinhalb Jahrzehnte in der Notfallseelsorge aktiv war. 13 Jahre wirkte sie als Pfarrerin in der Gießener Nordstadt, einem sozialen Brennpunkt. Bereits in dieser Zeit gab es Kontakte zu Ordnungskräften, teilweise auch zur Vermittlung bei Konflikten zwischen Gemeindemitgliedern und der Polizei.

    Polizeiseelsorge
    Das Polizeipfarramt baute die EKHN in den 1950er-Jahren auf. Die Polizeiseelsorge begleitet Polizeibedienstete und deren Angehörige in Hessen und Rheinland-Pfalz. Auf der Basis staatlich-kirchlicher Vereinbarungen bieten besonders beauftragte Pfarrerinnen und Pfarrer ein seelsorgerliches Angebot, das allen Mitarbeitenden der Polizei unabhängig von ihrer konfessionellen Zugehörigkeit offensteht. Weitere Schwerpunkte bilden die Bereiche Berufsethik und Spiritualität. Die ordinierten Geistlichen unterliegen der Schweigepflicht und dem Zeugnisverweigerungsrecht. Ein Beirat aktiver Polizistinnen und Polizisten unterstützt sie. (Quelle: EKHN)

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