Dekanat Rodgau

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    Ein Traum in allen Farben

    ANgeDACHT für Juli 2024 von Sandra Scholz, Pfarrerin für Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau

    kf

    „Unser Kreuz hat alle Farben! Für Menschenwürde,  Demokratie  und eine offene Gesellschaft“ So ist aktuell auf großen Plakaten an Kirchen, Gemeindehäusern und in Schaukästen evangelischer Gemeinden zu lesen. Die Erfinder und Erfinderinnen der bunten Kreuze mit ihrem Motto bekennen sich damit zu einer Kirche, die sich politisch einmischt und in einer vielfältigen Gemeinschaft zusammen Gemeinde lebt.

    Ich erlebe Kirche oft so, dass dies noch ein Traum bleibt. Denn so richtig vielfältig in Herkunft, Meinungen, Arbeit, Liebesleben oder Aussehen sind Menschen zumindest in unseren Gottesdiensten oft nicht. Persons of color, Personen mit Behinderung, queere Menschen, sogar Menschen in flippiger Kleidung sind selten und fallen auf. Die wachsende Vielfalt auf den Straßen bildet sich in Kirchenbänken oder Gruppen noch nicht ab. 

    Im Mai war eine Gruppe von Delegierten aus unserem Dekanat sowie aus dem Dekanat Groß-Gerau–Rüsselsheim zu Besuch in unserer Partnerkirche, der Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea. Unsere Partnerschaft ist schon mehr als 40 Jahre alt und geht auf einen Aufstand für Demokratie und Menschenrechte in Gwangju im Jahr 1980 zurück. Damals standen auch Christen und Christinnen aus Gwangju für die Wahrung demokratischer Rechte, für die freie Äußerung der eigenen Meinung, für den Erhalt von Vielfalt auf und bezahlten dabei in vielen Fällen mit ihrem eigenen Leben. Denn die damalige südkoreanische Militärregierung riegelte die Stadt großräumig ab und erschoss viele der Demonstrierenden.

    Heute gibt es auf anderer Ebene in Korea wieder ein Ringen um Vielfalt. Denn in manchen evangelischen Kirchen in Südkorea kämpfen junge Christ*innen aktuell für die Diversität in ihren Kirchen in Blick auf die Anerkennung queeren Lebens als Ausdruck der Vielfalt von Gottes Schöpfung. Auch sie riskieren dabei viel. Zwar nicht das eigene Leben, doch Pfarrpersonen, die sich öffentlich mit queeren Menschen solidarisieren, verlieren häufig ihre Anstellung. Student*innen, die sich in einer koreanischen Großstadt in den Farben des Regenbogens gekleidet und mit einer Regenbogenflagge fotografiert haben, wurden zum Teil aus der Uni ausgeschlossen. Die neu gegründete, selbst ernannte „Kirche Jesu in Solidarität“ und das neu gegründete  Institut „Theologisches Seminar Regenbogen“ bekommen von den traditionellen Kirchen keine Räume, um Gottesdienst zu feiern. 

    Sie alle fordern, die in Gottes guter Schöpfung gegebene Vielfalt endlich auch in der Kirche wertzuschätzen und anzuerkennen.  Als ihr Symbol haben sie dazu ein farbig stilisiertes Kreuz gewählt. Kein Balken gleicht dabei dem anderen. Um dieses Kreuz zu erkennen, braucht es alle seine Farben so wie bei einem Regenbogen. 

    Als Evangelische Kirche in Hessen und Nassau haben wir uns im „Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen“ zu unserer Schuld bekannt, queere Menschen in der Vergangenheit diskriminiert zu haben. Wir haben uns gemeinsam dazu verpflichtet, queeres Leben anzuerkennen und zu fördern. 

    „Unser Kreuz hat alle Farben.“ Vielfalt ist Gott gegeben. Das ist meine Überzeugung und das muss meines Erachtens auch Teil der Gespräche mit Partner*innen, mit Menschen sein, die darüber anders denken. Ich denke: Wir haben die Freiheit, uns für die Förderung der Vielfalt zu entscheiden und es lohnt sich, dafür auch immer wieder etwas zu riskieren.

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