Dekanat Rodgau

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    Nach göttlichen Maßstäben

    ANgeDACHT für August 2022 von von Pfarrer Thomas Reitz, Evangelische Kirchengemeinde Seligenstadt und Mainhausen

    »Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt, um die Erde zu richten.« 

    Monatsspruch für August aus: 1. Chronik, Kapitel 16, Vers 33

    Die gesamte Natur feiert ein Freudenfest. Es herrscht Volksfeststimmung in der Schöpfung – fast wie wenn meine Fußballmannschaft die Europa League gewinnt oder eine Hochzeit bevorsteht. Der Monatsspruch für August spricht aber nicht von Menschen, die Gott feiern. Hier sind es Bäume, die in Jubel ausbrechen sollen. In einer freudigen Symphonie erschallen Lob und Preis der Schöpfung. Doch was ist der Grund für diese überschwängliche Feier?

    Der Vers ist einem längeren Text entnommen, der Gott lobpreist. König David lässt diesen Gesang vortragen, nachdem die Bundeslade nach Jerusalem gebracht war und dort ihren festen Platz erhalten hatte. Tanzend bringt David mit seinem Gefolge die Lade nach Jeru-salem und macht die Stadt damit zum geistlichen Zentrum. Es ist ein Grund zum Feiern und zum Lobpreis: Endlich kann man Gottes Gegenwart in Jerusalem sehen und anbeten. Das hilft zur Selbstvergewisserung und tröstet zugleich: Gott ist da. In Vers 33, unserem Monatsspruch, bekommt der Jubel noch einen besonderen Grund: Gott kommt, die Erde zu richten. 

    Was zuerst nach Stimmungskiller klingt, ist der eigentliche Grund des Jubels: Dahinter steht ein positives Bild von Gott als Richter. Vielleicht hängt das mit der Hoffnung zu-sammen, dass mit der Bundeslade auch göttliche Maßstäbe in Jerusalem Einzug halten. Jetzt sollen neue Regeln gelten: Gottes Maßstäbe sind trotz aller weltlichen Macht nun die entscheidenden. Damit wäre der Monatsspruch für August ein Gegenüber, ein Korrektiv zu allen weltlichen Machtansprüchen. 

    Die eigentliche Herausforderung ist nicht Gott, der richtet. Sondern, dass wir Menschen gegenüber anderen die Rolle von Richter*innen einnehmen. Die gesellschaftliche Spaltung, die wir seit der Corona-Pandemie spüren, tut ihr Übriges dazu. Tiefe Risse gehen durch Familien, Freundeskreise, Kirchengemeinden. Wir sind aneinander schuldig geworden, als wir uns zu Richter*innen aufgeschwungen haben. Manchmal haben wir unerbittliche Urteile gefällt.

    Der Monatsspruch erinnert uns: Wir sind nicht die Richter*innen. Dieser Platz gehört Gott. Gott sei Dank, gibt es eine letzte Instanz über aller weltlichen Gerechtigkeit – auch über meiner Selbstgerechtigkeit. Welches Urteil Gott fällt und welche Maßstäbe er anlegt, bleibt allein ihm überlassen. Wenn wir auf das barmherzige Gesicht Gottes blicken, das er uns in Jesus Christus gezeigt hat, dann haben wir Grund zur Hoffnung. Derjenige, der mir den Weg zu Gott gebahnt hat, wird auch mein barmherziger Richter sein. Es ist nicht mehr die Bundeslade, die uns Gottes Gegenwart zeigt. Sondern Christus, der Immanuel, der „Gott-mit-uns“.

    Es sollten also nicht nur die Bäume in Jubel ausbrechen, wenn Gott als Richter kommt. Sondern ich will mich hineinfallen lassen in diesen Jubel. Denn letztendlich steckt darin ein großer Trost: Wenn Gott als Richter kommt, dann endet unser menschliches, teils un-barmherziges Urteilen. Dann beginnt die göttliche Gerechtigkeit. Das wäre dann wirklich ein Grund zum Feiern!

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